Vita
In Zamosc, im russisch besetzten Polen, erblickt Rosa Luxemburg am 5. März 1871
das Licht der Welt. Sie ist Tochter eines Holzhändlers.
Ihre Schulbildung, mit ausgezeichneten Leistungen, erhielt sie am Warschauer Gymnasium, welches den Töchtern der russischen Beamten vorbehalten war. Dabei lernte sie vier Sprachen und entwickelt ihre Freude an Wort und Schrift.
1889 studierte Sie an der Universität Zürich, der einzig höheren Bildungsstätte, zu der Frauen gleichberechtigten Zugang hatten.
1897 erwarb sie den Doktorgrad. Zu dieser Zeit hatte sie eine innige Liebesbeziehung mit Leo Jogiches, einem Revolutionär.
1893 war sie Mitbegründerin der Partei „Sozialdemokratie des Königreiches Polen“ (SDKP).
Den ersten großen Auftritt hatte sie 1900, mit 22 Jahren, in der internationalen Arbeiterbewegung und kämpfte mutig um ein Mandat für sich und ihre junge Partei, welches noch verweigert wurde.
1898 verschafft ihr eine Ehe die deutsche Staatsbürgerschaft. Fortan kämpfte sie auf
Parteitagen und internationalen Kongressen und ging publizistischen Tätigkeiten nach.
Ende 1905 bis zum Frühling 1906 begleitete sie die Revolution im russisch besetzten Polen. Dabei wird sie verhaftet, aber gegen Kaution, im Juni 1906 freigelassen. Aus dieser Revolution zog sie Schlussfolgerungen für die deutsche Arbeiterklasse und verteidigt als Führerin den politischen Massenstreik als Kampfmittel der linken Strömung der deutschen Sozialdemokratie.
1907 entwickelt sie zusammen mit Lenin und Martow ein Antikriegsprogramm.
Bis 1914 arbeitet sie als Lehrerin an der Sozialdemokratischen Parteischule Berlin. Sie hat eine mehrjährige Liebesbeziehung mit Kostja, dem Sohn ihrer engen Mitstreiterin Clara Zetkin.
1914 wird sie wegen ihrer Antikriegsreden zur Gefängnishaft verurteilt
und lernt ihre neue Liebe Paul Levi, ihren Prozessverteidiger, kennen.
Ab 1915 verfasst sie unter dem Pseudonym „Junius“, ihre bekannte Weltkriegsbroschüre.
Ende 1915 schloss sie sich der Gruppe „Internationale“ an. Unter anderem mit Karl Liebknecht, aus der dann 1916 die „Spartakusgruppe“ entsteht.
Von Juli 1916 bis November 1918 folgten Inhaftierungen in Berlin, Wronke und Breslau.
Aus ihrer Haft unterstützte Rosa Luxemburg ab 1917, Russlands Februar- & Oktoberrevolution mit Artikeln, aber erst 1922 wurden diese Schriften „Zur russischen Revolution“ veröffentlicht. Am 9. November 1918 entlassen, engagiert sie sich sofort an der Novemberrevolution.
Mit Karl Liebknecht gab sie die „Rote Fahne“ heraus und arbeitete für einen politischen Umbruch und gehörte 1918/1919 zu den Gründern der „Kommunistischen Partei Deutschlands“ (KPD).
Am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin von Offizieren und Soldaten konterrevolutionärer Reichswehreinheiten ermordet.
„Wenn hingegen die große Mehrheit des werktätigen Volkes zu der Überzeugung gelangt, dass Kriege eine barbarische, tief unsittliche, reaktionäre und volksfeindliche Erscheinung sind, dann sind Kriege unmöglich geworden.“ Rosa Luxemburg
Ihr Wirken
Sie galt europaweit als eine Vertreterin demokratisch-sozialistischen Denkens und Handelns, denn den Weltkrieg 1914 bis 1918 versuchte sie, mit all ihrer Kraft zu verhindern. Karl Liebknecht und sie gehörten zu den wichtigsten Repräsentanten internationalistischer und antimilitaristischer Positionen der SPD.
Ihre Kraft für ihr revolutionäres Tun schöpfte sie aus der Leidenschaft, eine überzeugte
Kritikerin des Kapitalismus zu sein. Voller Hoffnung sah sie die russische Revolution, blieb als Demokratin kritisch und wach und attackierte die diktatorische Bolschewikipolitik.
Rosa Luxemburg gehörte Zeit ihres Lebens benachteiligten, oft verfolgten Minderheiten an – Sie war Jüdin – und wenn sie auch zur Religion keinen Bezug hatte, entging sie doch leider dem Antisemitismus nicht.
Sie hatte einen starken Willen und gegen die engen Vorstellungen ihrer Zeit, führte sie ein selbstbestimmtes Leben. Sie war eine promovierte Akademikerin – zu einer Zeit, da noch kaum Frauen studierten. Auch in der Politik war sie eine der wenigen Frauen in der Öffentlichkeit und trotzte Vorurteilen, die es auch bis weit in die linken Parteien gab.
Kompromisslos und stimmgewaltig vertrat sie ihre Überzeugungen. Mit menschlicher
Wärme und mitreißendem Temperament vermochte sie jeden für sich zu gewinnen, der sich vorurteilsfrei auf sie einließ und verschreckt jene, die sich ihr nicht gewachsen fühlten.
Sie war Märtyrerin der deutschen Novemberrevolution und wurde am 15. Januar 1919 von Mördern in Uniform erschlagen – Leute, die zu jenen Kreisen gehörten, die später öffenltich die Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten unterstützten. Bei ihrer Ermordung soll sie Goethes Faust, wie einen Schutzschild der Humanität in Händen gehalten haben.
Rosa Luxemburgs unversöhnlicher Kampf gegen den Krieg und die Radikalität,
mit der sie auf die Verbindung von politischer Freiheit und sozialer Gleichheit bestand,
haben auch heute noch für uns nicht an Bedeutung verloren.
Inhaftierungen
Erstmals kam sie im Herbst 1904 ins Gefängnis nach Zwickau, um eine Strafe wegen „Majestätsbeleidiung“ zu verbüßen. In ihrer Verteidigungsrede erklärte sie, dass Sozialdemokraten nicht den Kaiser, also einzelne Personen beleidigen, sondern große Institutionen bekämpften.
Ende 1905 kam sie illegal nach Warschau, um hier gemeinsam mit ihrem Lebenspartner und Revolutionär Leo Jogiches, an der Spitze ihrer polnischen Partei SDKPiL „Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens“ für den Sturz der Zarenherrschaft zu kämpfen. Dabei wurde sie im März 1906 inmitten der Revolutionswirren in Warschau verraten und verhaftet. Sie kam sie ins Zarengefängnis hinter Gitter.
Weitgediehene Pläne, sie aus dem Gefängnis zu befreien, gab es unter den polnischen
Sozialdemokraten, die sich aber leider zerschlugen. Kurz vor der geplanten Befreiung wurde die prominente Gefangene in ein besonders gesichertes, nahezu hermetisch abgeriegeltes Gefängnis, den berüchtigten X. Pavillon der Warschauer Zitadelle, gebracht. Dieses Gefängnis war ausschließlich für politische Gefangene im russischen Teil Polens gedacht.
Gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 3.000 Rubel kam sie am 28. Juni 1906 auf freien Fuß. Sie sollte Warschau allerdings nicht verlassen und kam einstweilen bei ihrer Familie unter. Nach einigen Wochen durfte sie Warschau zu Heilzwecken verlassen.
Allerdings schlug sie eine andere als die von Amtswegen vorgeschriebene Richtung ein.
Sie verließ Warschau über Petersburg und Finnland, um schließlich Ende September 1906 wieder in Deutschland anzugelangen.
Ein drittes Mal kam sie ins Gefängnis, nachdem Europa vom Ersten Weltkrieg heimgesucht wurde. Im Februar 1914 wurde sie in Frankfurt am Main zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Grund dafür war, dass sie im September 1913 auf einer öffentlichen Versammlung dazu aufgerufen hatte, den Kriegstreibern rechtzeitig in den Arm zu fallen. Dies wurde als Hochverrat gewertet, also trat sie ihre Gefängnisstrafe am 18. Februar 1915 in Berlin an.
Genau ein Jahr später wurde sie entlassen und musste unter Aufsicht eines guten Arztes eine Kur beginnen, da sie einen völlig ruinierten Magen und eine große Herzerschlaffung mitbrachte.
Zum vierten Mal musste Rosa Luxemburg am 10. Juli 1916 ins Polizeigefängnis am Berliner Alexanderplatz. Leider war kein Ende der blutigen und für alle Seiten verlustreichen Kämpfe zu sehen. Gegen Rosa Luxemburg wurde eine „militärische Sicherheitshaft“ von der militärischen Obrigkeit verhängt: „als öffentliche Gefahr im Hinterland ausgemachte revolutionäre Streiterin“.
In den folgenden Haftjahren war sie keine Strafgefangene und hatte sogar Ansprüche auf „gewisse Erleichterungen“, die sie auch zu nutzen verstand. Der trostlose Gefängnisalltag und die kargen Zellen blieben jedoch, wovon Ihre berühmten »Gefängnisbriefe« zeugen.
Am 21.Juli 1916 kam sie wieder ins Frauengefängnis in der Barnimstraße. Am 26. Oktober 1916 kam sie nach Wronke in Posen, um schließlich am 22. Juli 1917 in das Strafgefängnis Breslau zu kommen. Dort wurde sie am 8. November 1918 in die Freiheit entlassen.